Text geschrieben am 25.05.2024.
Ich habe mitbekommen, dass sich hinter meinem Rücken über meine Kleidung und meine Hygiene unterhalten wurde. Anscheinend eher abfällig. Deshalb möchte ich mal ein paar Worte darüber verlieren.
Ja, ich habe das letzte halbe Jahr hauptsächlich Jogginghosen getragen, wenn ich aus der Tür raus bin. Früher war ich eine von denen die gesagt haben “wer in Jogginghose das Haus verlässt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren”, heute sehe ich das nicht mehr so. Aber ja: ich habe die letzten Monate hauptsächlich Jogginghosen getragen, weil ich die Kontrolle über mein Leben verloren habe. Dennoch habe ich in der Zeit auch gelernt, dass diese Entscheidung so viele verschiedene Gründe haben kann, dass dieser Spruch einfach Bullshit ist, dafür sind wir Menschen viel zu individuell. Ich hoffe also, dass noch mehr Menschen wie ich lernen, dass diese Sachen nicht im Zusammenhang stehen. Bei mir war es einen, dass ich in letzter Zeit einfach nicht mehr die Energie hatte lange vor dem Kleiderschrank zu stehen, um eine passende Hose für Wetter, Anlass und Stimmung zu finden. Das ist nämlich ganz schön anstrengend, all diese Faktoren zu betrachten und manche Menschen haben nun mal Probleme damit, während es für andere sehr leicht ist. Zum anderen habe ich die letzten Monate zugenommen. Ich habe keine Ahnung wie viel ich aktuell wiege und ich will es auch nicht wissen aber natürlich sieht man es tortzdem an Fotos oder wenn man mich trifft. Und so haben mir auch sehr viele meiner Klamotten gar nicht mehr gepasst. Und plötzlich passiert es auch, dass Klamotten zwar noch passen, aber nicht mehr zur neuen Körperstruktur passen. Jogginghosen waren die letzten Monate eine tolle Option und ich war sehr dankbar dafür. Also versucht mal bitte, Menschen deshalb nicht sofort einen Stempel aufzudrücken. Wie gesagt, es kann viele verschiedene Gründe haben und zu denken “Kontrolle verloren” oder “das ist Assi” sind keine guten.
Ein anderer Aspekt über den sich bei mir beschwert wurde ist mein Geruch. Hier geht es auch nicht um meinen Körpergeruch, sondern um den Geruch meiner Kleidung. Folgendes Problem: In einer 1-Zimmer Wohnung ist es leider nicht zu vermeiden, dass im gleichen Raum gekocht wird, wo auch die Kleidung aufbewahrt wird. Ich habe auch noch zusätzlich das Problem, dass mein “Kleiderschrank” ein Regal ist und nicht mal Türen hat. Da bleiben unter Umständen halt Gerüche in der Kleidung hängen, für die man nichts kann. Und es tut wirklich weh, wenn ich dadurch als “stinkender Mensch” abgestempelt werde. Und wenn du es schon so empfindest, dann sag es mir wenigstens ins Gesicht, damit ich die die Problematik mit der Wohnung und der Kleidung erklären kann. Und dann hoffentlich Verständnis gezeigt wird. Und selbst wenn nicht, kann ich mich dann wenigstens von dir fern halten, dann musst du auch nicht so tun als wäre alles in Ordnung.
Drittes und letztes Thema, Hygiene. Ich hatte mich letztens mal im Sonntagsstream getraut darüber zu sprechen und habe einigen Zuspruch bekommen, habe aber dennoch aktuell nicht die Kraft darüber offen zu sprechen. Aber folgendes möchte ich zu dem Thema gerne sagen: Bei Menschen mit Mental Health Problemen ist die Hygiene eine große Herausforderung, für die man manchmal einfach keine Kraft hat. Auch hier wünsche ich mir Verständnis und/oder Kommunikation. Wenn euch bezüglich der Hygiene bei jemandem was stört, dann sprecht es halt an. Auch da bitte Verständnis wenn möglich oder, dann kann man sich halt fern halten. Oder gemeinsam eine Lösung suchen. Eine Freundin hat mir angeboten immer zum Zähne putzen einen Videoanruf zu machen. Und auch sonst kann man andere Menschen dabei unterstützen, ist aber auch sehr individuell. Aber es sollte auch akzeptiert werden, wenn gerade keine Hilfe diesbezüglich angenommen werden kann. Man kann auch vereinbaren, erst in ein paar Monaten wieder Kontakt zu haben. Gibt viele Möglichkeiten mit dem Thema gut umzugehen. Hinterm Rücken über jemanden sprechen ist es auf jeden Fall nicht.
Vielen herzlichen Dank fürs Lesen!