Ein Beitrag in einer Kategorie, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte. Konzertberichte waren auf diesem Blog nie geplant. Aber so ist das Leben eben manchmal. Ich war gerade auf dem Konzert von meiner Lieblingskünstlerin und davon würde ich euch gerne erzählen, weil sie bestimmt auch euer Leben schon bereichert hat oder bereichern wird.
Julia Engelmann. Gibt es überhaupt Menschen, die ihren Namen noch nie gehört haben? Vielleicht kennt man ihren Namen nicht, hat aber schon mal von ihrem Gedicht oder Buch “Eines Tages, Baby” gehört. Julia ging mit dem Gedicht viral und hat damit so viele Herzen erreicht und verändert. Auch meins.
Ich bin erst ziemlich spät auf sie aufmerksam geworden. Ich glaube, ihr drittes Buch war schon draußen und seitdem verfolge ich ihren Weg. Okay halt Stop, das klingt gruselig. Ich meine damit, dass sie mir ein stetiger Begleiter im Leben geworden ist. Okay, immer noch gruselig. Gemeint sind aber ihre Gedichte und Songs, die mir durch schöne und durch schwere Zeiten geholfen haben, ohne, dass sie von meiner Existenz weiß.
Und heute habe ich sie Live gesehen.
Ich war schon länger auf keinem Konzert mehr. Obwohl ich eigentlich viel zu sensibel und mit Reizen zu leicht zu überfordern bin. Einige Menschen die mich nicht so gut kennen, würden wohl behaupten, dass ich deshalb nicht zu Konzerten gehen kann. Das stimmt so aber nicht. Es gibt nur ein paar Dinge, auf die ich achten muss, aber aufzuhalten bin ich dadurch trotzdem nicht. Vor allem nicht, wenn meine Lieblingssängerin und Poetin eine Stunde von mir entfernt ein Konzert gibt.
Meine Mama war so lieb mich zu begleiten, obwohl sie Julia Engelmann nicht unbedingt kennt, bis auf einige Lieder. Am Ende hat sie mich vor dem Theater wo das Konzert stattfand gedrückt, weil sie es so schön fand, dass ich sie mitgenommen habe und sie hat es sehr genossen. Das hat mich so gefreut zu hören.
Für mich war es auf jeden Fall eine komplette Reizüberflutung und auch Tränenüberflutung. Ich habe nämlich fast das komplette Konzert (ca. 2-2,5 Stunden) geheult und mein zurechtgelegtes Taschentuch war einfach nur noch Nass am Ende. Das fand ich aber wirklich schön und ich habe es sehr genossen. Es waren nämlich keine Tränen der Trauer oder ähnliches, sondern Tränen des Glücks und der Rührung. Und das begann sogar schon, bevor Julia auf die Bühne kam.
Bestandsaufnahme, Teil 1 von 2. Dinge, an die ich mich nach dem Konzert nicht mehr erinnern werde: dass die Autofahrt länger gedauert hat als gedacht, dass ich eine Stunde vor dem Konzert starke Kopfschmerzen hatte die erst zu Beginn des Konzerts nicht mehr spürbar waren, die komplizierte Suche nach einem Parkplatz und einen unnötigen Umweg den wir in Kauf nehmen mussten, dass wir im Halteverbot geparkt haben, dass es kompliziert war sich in der App fürs Parken anzumelden, dass wir erst 10 Minuten vor dem Beginn ankamen, dass die Schlange vor den Toiletten und bei den Getränken so lang war.
Bestandsaufnahme, Teil 2 von 2. Dinge, an die ich mich nach dem Konzert wahrscheinlich immer oder wenigstens noch lange erinnern werde: der super schöne Sonnenuntergang, den ich genau zum richtigen Zeitpunkt eingefangen habe, die unfassbar netten Security Menschen, die Späße mit uns gemacht haben, die Platzanweiser, die uns den Weg erklärt haben, die zwei Damen die auf unseren Plätzen saßen, weil wir zu spät kamen, mit denen wir nett geredet hatten, die Brezel die zwar gar nicht soo lecker war aber genau das, was ich gerade gebraucht habe und der Moment, als die Sängerin Revelle auf der Bühne davon erzählt hat, wie ihr vor Jahren jemand ein blaues Buch geschenkt hat. (Und das Konzert von Julia natürlich).
Revelle ist wie Julia ebenfalls eine Singer-, Songwriterin und Poetin und war sozusagen der Pre-Act von Julia Engelmann. Ich kannte sie noch nicht aber ihr erster Song war echt schön und danach hat sie die schöne Geschichte erzählt von diesem blauen Buch. Ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig angekommen und war gedanklich noch ganz woanders. Und dachte in diesem Moment sowas wie “Das ist bestimmt eine schöne Geschichte, interessiert mich gerade aber nicht so, dass du damals ein blaues Buch geschenkt bekommen hast”. Bis sie dann erklärt hat, was es damit auf sich hatte.
Sie war damals 16 Jahre alt und es handelte sich um das erste Buch von Julia Engelmann. Und in dem Moment flossen zum ersten Mal an diesem Abend die Tränen und waren nicht mehr aufzuhalten. Ich war so gerührt davon, dass Revelle in diesem Moment nur dort stand und der Pre-Act von Julia Engelmann war, weil ihr damals jemand dieses Buch geschenkt und sie damit inspiriert hat. Und heute kennen sich die beiden und machen zusammen Musik? Ab dem Zeitpunkt hat mich jeder Song und jede gesprochene oder gesungene Zeile so zu Tränen gerührt und tief drinnen berührt. Danke Revelle, dass du diese schöne Geschichte und deine Songs mit uns geteilt hast.
Und dann ging es richtig los.
Julia kam ohne viele Worte auf die Bühne und es ging direkt los. Es ist einfach ein riesiger Unterschied, ob man einen ihrer Songs auf den Kopfhörern auf dem Weg in die Stadt hört oder, ob hunderte Menschen in einem Raum eine vierköpfigen Band mit Equipment und wunerschöner Lichtuntermalung auf einer Bühne zuschaut. Und was für ein Unterschied. Ich bin so unendlich dankbar für diesen Abend, für die Energie die ich dadurch getankt habe und für alles, was dazu geführt hat, dass ich dort saß.
Ich finde es immer recht schwierig, wenn man auf ein Konzert geht, dass zu einem Album gehört, dass vor einer Woche erst rausgekommen ist. Schließlich möchte ich gerne überall mitsingen und die Lieder schon hundert mal gehört haben. Aber auch das hat Julia wirklich schön gelöst. Es waren sowohl Lieder aus dem neuen Album dabei, als auch alte Lieder und sogar Poesietexte. Und sogar ein Lied, dass sie zuvor noch gar nicht gespielt oder veröffentlicht hat.
Ich fand es auch einfach super schön, zu den Liedern und Texten nochmal mehr Informationen zu bekommen, was ihnen nochmal mehr Tiefgang gegeben hat. Es ist eben auch ein riesiger Unterschied, ob man ein Gedicht in einem Buch liest oder der Person, die es geschrieben hat, dabei zuhört, wie sie es liebevoll vorträgt. Dadurch habe ich auch einiges in einem anderen Licht sehen können, was ich auch super schön fand. Es war insgesamt eine super schöne Mischung.
Man geht ja grundsätzlich schon mit irgendeiner Erwartung auf ein Konzert von einer Person, die man schon lange verfolgt. Sei es nur ein paar Lieder, die einen besonders berühren. Und ich habe alle Lieder und Texte bekommen, die ich gerne hören wollte. Man hatte an einem Punkt schon gemerkt, dass es langsam dem Ende zugeht und dann hat mich Julia kurz mit dem Satz “Das ist das letzte Gedicht für heute Abend” gekriegt, weil ich noch auf einen ganz bestimmten Song gehofft hatte. Aber dieser eine Satz zeigt auch wunderschön, welch tollen Humor Julia in ihr Programm aufgenommen hat. Es war zwar das letzte Gedicht, aber es kamen danach noch zwei Songs. Das fand ich richtig süß gemacht.
Und so habe ich am Ende sowohl “Eines Tages, Baby” als Gedicht, als auch Grapefruit als Song bekommen und diese beiden Darstellungen von ihr werde ich einen besonderen Platz in meinem Herzen schenken. Generell war aber alles wirklich super schön und meine Erwartungen wurden teilweise übertroffen. Man hat richtig gemerkt, wie alle Beteiligten sehr viel Herzblut und Schweiß in das komplette Programm gelegt haben, was diesen Abend zu etwas ganz besonderem für mich und wahrscheinlich auch für die anderen hunderten Leute in diesem Raum gemacht hat.
Am Anfang hatte ich davon geschrieben, dass ich bei Konzerten auf ein paar Dinge achten muss, damit ich dabei sein kann. Eins davon ist es, dass ich vor dem Ende gehen muss. Und da war ich meiner Mama auch sehr dankbar. Es waren mir am Anfang schon viel zu viele Menschen und das nochmal am Ende? Das war mir einfach zu viel. Aber hey, so habe ich vielleicht das Ende nur noch aus dem Foyer gehört, aber so war auch keine Schlange vor dem Merchandise Stand und ich konnte mir ganz in Ruhe ein Autogramm von Revelle, ein signiertes Poster von Julia und das Tour-T-Shirt aussuchen und wir sind sehr entspannt danach zum Auto gelaufen. Das war für mich einfach der perfekte Abschluss von einem perfekten Abend an einem gar nicht so perfekten Tag.
Julia meinte zwischendrin, dass sie sich selbst nicht für cool hält, was mir noch sehr im Gedächtnis geblieben ist. Und, falls du das hier liest Julia: Du bist sogar sehr cool. Du schaffst es so viele Menschen zu berühren und auf ihrem Weg zu begleiten. Dankeschön dafür.
Und vielen herzlichen Dank auch an alle anderen, die sich die Zeit genommen haben meinen Konzertbericht zu lesen. Alle Fotos, auch das Beitragsbild, sind selbst geschossen.
Und jetzt kann ich sagen: “Eines Tages, Baby, war ich auf dem Konzert von Julia Engelmann.”