Ich möchte gerne über ein Thema schreiben, dass mich selbst sehr betrifft und damit bin ich garantiert nicht alleine. Es geht um die “Kaufsucht”. Warum diese Bezeichnung sehr treffend ist, wie ich es aus der schlimmsten Phase rausgeschafft habe und welche Tipps und Tricks im Alltag dabei helfen überlegter zu konsumieren trage ich für euch in diesem Beitrag zusammen. Ich hoffe, die ein oder andere Person die mit dem Thema in Kontakt ist kann dadurch Verständnis aufbauen und vielleicht auch noch was für sich oder Angehörige draus mitnehmen.
Sucht
Ja, Kaufsucht ist eine Sucht. Brauchen wir gar nicht erst drüber reden, dass es keine sein soll. Und die sollte man dazu noch ernst nehmen. Generell ist Sucht in der heutigen Zeit ein Thema, das zwar da und präsent ist, aber dennoch kaum Aufmerksamkeit bekommt habe ich das Gefühl. So, wie man einem trockenen Alkoholiker keinen Alkohol anbietet sollte man auch mit Menschen die Probleme mit einer Kaufsucht haben nicht Shoppen gehen und ich empfinde u. a. dadurch diese Sucht als ziemlich kritisch, weil sie so verdammt gesellschaftsfähig ist. Du bist Teil der Gesellschaft, wenn du Geld ausgibst und dir Sachen kaufst. Trotzdem wird dabei einfach zu wenig auf das Individuum geachtet.
Generell sind Menschen mit ADHS sehr viel Anfälliger dafür, von einer Sucht überrollt zu werden die schleichend kam und sich im eigenen Leben so breit gemacht hat, dass man es selbst vielleicht gar nicht gemerkt hat und man erst von Angehörigen darauf hingewiesen werden muss. Vor allem ist gerade die Kaufsucht meiner Meinung nach ein großes Problem, weil man oft schon drinsteckt, bevor man es selbst merkt. Vor allem Erwachsene, die erst spät ihre ADHS Diagnose bekommen haben, da ist das Problem nämlich meistens schon Teil des Lebens.
Gerade in letzter Zeit ist mir selbst wieder aufgefallen, dass ich doch immer noch mehr von meiner jahrelangen Kaufsucht betroffen bin als ich das selbst gedacht hätte, weshalb ich auch den Wunsch verspüre, dem Thema diese Zeilen zu widmen.
Meine Geschichte mit Kaufsucht und Geld
Ich möchte bei meiner Geschichte an dieser Stelle nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Für mich hat die Reise mit diesem Thema ab dem Punkt begonnen, wo ich mein eigenes Geld verdient habe als ich mit 17 meine Ausbildung begonnen habe. Ich war schneller 500€ im Dispo als ichs überhaupt merken konnte und hatte massive Probleme da wieder raus zu kommen. Dann folgte eine 8-jährige Phase, wo ich nicht selbst über mein verdientes Geld verfügen konnte und damit habe ich mir mehr Probleme reingeholt als ich gedacht hätte. Ab dem Zeitpunkt der Trennung hatte ich dann plötzlich wieder eigenes Geld. Aber wegen meiner körperlichen und psychischen Verfassung auch eine unbequeme Reise. Von Krankengeld, zu ALG I und schließlich zu ALG II. Das bedeutet auf jeden Fall: wenig Geld zur Verfügung zu haben. Und es wurde immer weniger. Das bedeutet, dass ich gar keine andere Wahl hatte als mich mit mir und meiner Kaufsucht auseinander zu setzen und das habe ich auch gemacht. Das Problem ist nämlich ziemlich tiefgreifend, wenn man Jahrelang nicht über sein eigenes Geld verfügen durfte und dann plötzlich Geld hat, was man am liebsten an einem Tag direkt alles ausgeben möchte. Mittlerweile würde ich sagen, dass ich was Geld angeht stabil(er) geworden bin. Ich gebe nicht zu viel aus, gönne mir aber auch mal was kleines. Ich frage mich selbst oft, wie ich das geschafft habe. Es war eine lange Reise durch Videos und Podcasts zum Thema Finanzen, die Briefumschlagssmethode, Dokus und Bücher zum Thema Minimalismus und Konmari, und Erfahrungsberichte von anderen betroffenen durch Videos. Ich kann euch aus Erfahrung sagen, sein Denken und Handeln umzuprogrammieren ist verdammt hart. Aber es lohnt sich. Deshalb möchte ich euch hier einige Tipps zusammentragen. Zum einen ist das für mich gut, damit ich mich nochmal an einiges aktiv erinnern und immer wieder nachlesen kann aber auch für euch, falls ihr euch oder Angehörige sich auf irgendeinem Punkt in dieser Reise befinden und Unterstützung möchten.
Tipps und Tricks für den Alltag
Setze dir Limits
Der Drang, kurz vor dem nach Hause weg noch beim Nanu Nana am Hauptbahnhof vorbeizuschauen und “nur mal kurz gucken” kann einen regelrecht verführen den Laden zu betreten. Dies endet jedoch schnell mit Dingen die man eigentlich gar nicht braucht, in diesem Moment aber unverzichtbar wirken. Es ist okay den Laden zu betreten, wenn es zu viel Kraft kostet dem Drang zu wiederstehen aber setze dir ein Limit! Überlege dir, wie viel du dir für diesen Moment zugestehen kannst, wohlwissend, dass vermutlich noch ein großer Teil des Monats übrig ist und du noch mehrfach vor dieses Problem gestellt wirst “nur mal kurz in einen Laden reinzugehen”. Für mich sind es manchmal 10€, manchmal 20€ aber nie mehr.
Regeln
Vereinbare selbst Regeln mit dir zum Thema kaufen. Schreibe die auch gerne auf. Ich habe mal gelesen, dass man es wie einen Vertrag mit sich selbst behandeln soll. Die Idee fand ich ziemlich cool. Das habe ich jetzt nicht gemacht aber ich habe Regeln für mich und den Umgang mit Dingen kaufen. Die Regeln können sich zusammensetzen aus einigen dieser Tipps hier aber auch Begrenzungen beinhalten wie im obigen Punkt die Begrenzung auf z. B. 10 – 20€.
Meine Regeln zum Thema Klamotten kaufen: es wird idR nur Second Hand gekauft, maximal alle zwei Monate einmal, maximal 30€ pro Kaufsession und nur Kleidung, die mir JETZT passt. Diese Regeln helfen mir sehr dabei die Kontrolle zu behalten und nicht über die Strenge zu schlagen. Einmal im Jahr erlaube ich es mir auch für etwas mehr Geld in einen Fast Fashion Laden zu gehen. Letztens war ich mit Freund*innen unterwegs und wollte mir eine neue Hose kaufen, weil meine ein so großes Loch im Schritt hatte, dass einfach was neues her musste. Sowas erlaube ich mir dann durchaus auch mal.
Es ist in Ordnung Ausnahmen zu machen aber trotzdem solltet ihr euch Regeln setzen und euch (auch euch zu liebe!) wirklich dran halten. Wenn ihr an einem Punkt seid, wo ihr die Regeln in solchen Rauschmomenten vergesst, hilft es wie gesagt sie vorher auzuschreiben und sich in diesem Moment anzuschauen oder aber vorher mit der Person mit der ihr gerade unterwegs seid von euren Regeln zu erzählen. Für euch eine schöne Erinnerung sich die Regeln nochmal aktiv ins Gedächtnis zu rufen und für eure Begleitperson super, damit sie euch ggf. daraus hinweisen kann, wenn euer Verhalten gerade nicht zu euren Regeln passen sollte.
GeZIELt kaufen
Meistens bretrete ich solche Läden auch nur noch, wenn ich auf der Suche nach einem Geschenk für jemanden bin. Ich habe dann fokussiert die zu beschenkende Person im Kopf und zähle im Kopf immer wieder Dinge auf, die diese Person mag und halte dann eben danach ausschaue. Oft hilft es auch sich vorher eine Liste zu machen für diese Person. Wenn man diese schlau abspeichert kann sie auch noch jahrelang eine Hilfe bei Geschenken für diese Person sein. Falls trotzdem etwas für mich in Sicht ist greife ich wieder zu meinem ersten Punkt zurück oder gehe die nächsten Punkte durch. Generell hilft es aber wirklich schon sehr, wenn man die beschenkende Person im Kopf hat um nur für dieses Ziel dort einzukaufen. Das meine ich mit geZIELt kaufen.
Wie viel ist mir dieses Teil wert
Wenn ich im Laden etwas sehe, dass mein Interesse geweckt hat, überlege ich mir im Kopf, wie viel mir dieses Teil wert ist. Grob überschlagen reicht aber diese sekundenschnelle Überlegung sollte einen zu einer konkreten Zahl führen. Wenn ich mir diese überlegt habe nehme ich das Teil in die Hand, schaue es mir genauer an und schaue natürlich auch auf den Preis. Je nachdem könnte die Reaktion dann in mindestens zwei Richtungen gehen, nämlich entweder “Boah, das ist viel zu teuer!” oder “Wow, das ist günstiger als ich dachte”. Natürlich gibt es auch die goldene Mitte, dass man richtig lag hatte mit seiner Vermutung. Und je nach meiner Reaktion schätze ich dann ab, ob es mir es wert ist ein paar Euro mehr als ich wollte auszugeben oder ob ich es wirklich brauche, wenn der Preis passend für mich ist.
Brauche ich DAS wirklich?
Manchmal ist es nur der Drang, etwas kaufen zu wollen, völlig egal, was es ist. Daher kann es durchaus helfen darüber nachzudenken, ob man dieses Teil wirklich benutzen würde. Bei einem Stofftier stelle ich mir z. B. vor, dass ich es zu Hause im Bett kuschel und welches Stofftier stattdessen dann in einer Kiste landen würde oder, ob diese neue Errungenschaft vielleicht sofort in einer Kisten laden würde. Es hilft, im Kopf durchzugehen, was man mit dieser Sache tut, sobald man nach Hause kommt. Wenn es eh nicht weiter geht als auspacken und man es dann zur Seite legt ist die Frage wirklich: Brauche ich DAS wirklich?
Auseinandersetzung mit der eigenen Scham
Wie oft habe ich in Online-Shops Sachen bestellt und als das Paket dann ankam unfassbar doll bereut, ja mich sogar dafür geschämt. Das ist aber ein wichtiger Prozess, den man wirklich mal bewusst durchleben sollte. Wie fühlst du dich in diesem Moment? War es das wirklich Wert? Macht dich dieses Paket tatsächlich so glücklich, wie du es dir gewünscht hast? Schreibe alles dazu auf und lese dir das wirklich mal durch, bevor du beim nächsten Warenkorb auf Bestellen klickst.
Fernhalten von Online-Shopping
Und genau deshalb halte ich mich fern von Online-Shopping. Es gibt SO viele, richtig tolle Online-Shops da draußen. Alles sieht soo toll aus und man ist wirklich der festen Überzeugung, dass das eigene Leben schöner wird, wenn man dieses eine Teil am Körper trägt. Das ist aber meistens nur ein Trugschluss und entspricht gar nicht der Realität. Das merkt man meistens aber erst hinterher, quasi wenns schon zu spät ist. Ich erlaube es mir aus diversen Gründen nur noch bei Amazon zu kaufen. Und ja, dass der Verein nicht so toll ist ist ein guter Grund DAFÜR. Ich möchte den Laden nicht zu sehr unterstützen und erlaube mir nur einmal im Monat für einen festen Betrag etwas aus meiner Amazon Wunschliste zu kaufen. Dieses Konstrukt hält mich davon ab über die Strenge zu schlagen und ja, wenn dieses Konstrukt dafür sorgt, dass ich mein Leben im Griff behalte, dann ist es auch in Ordnung bei Amazon einzukaufen. Setzt Prioritäten in eurem Leben und bei euren Werten.
48 Stunden mit dem Kauf warten!
Wie oft hätte mir dieser Punkt den Arsch gerettet. Wenn ich eine Idee habe, muss ich die SOFORT umsetzen. Und wenn ich nicht alles dafür zu Hause haben muss ich es SOFORT besorgen! Und deshalb ist das der Punkt, wieso es so wichtig ist 24 oder besser 48 Stunden zu warten, bevor man sich etwas kauft. In der Zeit denkt man ja nicht die ganze Zeit nur über diese eine Sache nach aber es ist genug Zeit, um ein paar Mal darüber nachgedacht zu haben. Das wichtige: an verschiedenen Punkten des Tages drübernachgedacht zu haben. Meine Stimmung wechselt manchmal schneller als ich gucken kann und deshalb finde ich es so wichtig in verschiedenen Stadien der Klarheit über die nächste Kaufentscheidung nachzudenken. Ich hatte es jetzt schon einige Male, wo ich mir (als ich das Paket in der Hand gehalten habe) dachte: “Joa also das hätte jetzt nicht unbedingt sofort sein müssen.” Ich unterschätze jedes Mal die Macht von diesem Tipp, mit dem Kaufen zu warten.
Kann ich diese Sache zurückschicken/zurückbringen?
Manchmal lohnt es sich sich diese Frage zu stellen. Manchmal bekommt man die Klarheit die man braucht nicht erst vor der Kaufentscheidung, sondern manchmal auch erst danach. Wenn man die Sache schon in der Hand gehalten hat und gemerkt hat, dass man sie drei Tage nicht benutzt hat.
Neues Hobby? Altes Hobby!
Gerade mit ADHS oder einem kreativen Geist passiert es so schnell, dass man unbändige Lust dazu hat einem neuen Hobby nachzugehen. Hier gibt es mehrere Punkte die man beachten kann und sich auch hier gut Regeln setzen kann. Zum Beispiel kann eine Regel sein, erst ein altes Hobby wieder aufnehmen zu müssen, bevor man sich etwas zu einem neuen Hobby holen darf. Ja, müssen und darf sich bescheidene Wörter aber in diesem Zusammenhang leider wichtig. Wie oft erwische ich mich dabei mir ein neues Buch zu holen, dabei lese ich seit einem Jahr gar nicht mehr?! Manchmal ist man nur verliebt in die Vorstellung wie es wäre, wenn man ein Leben führen würde, wo man dieses Buch lesen würde. Ihr merkt schon selbst, dass das alles gar nicht so richtig sinnvoll ist, wie es der eigene Kopf einem manchmal weiß machen möchte.
Hinter einem Kaufwunsch steckt oft mehr als man denkt
Es ist fast schon ein Klischee, dass man mit einer Kaufsucht oft versucht ein Loch im Leben zu füllen. Da ist leider ganz schön viel wahres dran. Wie gerade schon beschrieben mag man manchmal die Vorstellung der eigenen Person in der Zukunft mehr, als die, die gerade vor einem sitzt. Allerdings wird dich dieses eine Buch nicht dazu bringen, dieser Zukunft näher zu kommen, auch, wenn die Vorstellung wirklich schön und verlockend ist. Also setze dich doch mal mit dir auseinander und frage dich, WARUM kaufe ich so viel? Setze dich mit einem Notizbuch hin und stelle dir wirklich mal ernsthaft Fragen die es dann zu beantworten gilt. Und NEIN, du brauchst dafür KEIN neues Notizbuch! Eins der vielen leeren im Schrank tut es auch. Vertrau mir. Wenn du wirklich keins hast setze dich an den PC oder nimm dir ein einzelnes Blatt. Es gibt vielleicht nicht schönere aber bessere Lösungen möchte ich damit sagen.
Wunschlisten
Seitdem ich mich mehr damit auseinander gesetzt habe, welche Dinge ich in meinem Leben wirklich brauche habe ich mir Wunschlisten angelegt. Eine Notiz heißt “Wunschliste mit großen Wünschen” und eine heißt “Wunschlisten mit kleinen Wünschen”. Auf letztere landet z. B. das Shampoo, dass mir gestern leergegangen ist. Sobald ich dann das nächste Mal in der Stadt bin und Zeit habe zum DM zu gehen hole ich mir auch wirklich nur diese eine Sache bzw. alles von der Liste. Spontankäufe passieren mir in Drogerien fast gar nicht mehr, worauf ich echt stolz bin. Und wenn doch, ja dann isses halt so. Aber gerade in Drogerien hat es mir sehr geholfen mich wirklich mit den Produkten auseinander zu setzen. Ist es vegan? Ist es Tierversuchsfreie Kosmetik? Solche Dinge eben die mit meinen eigenen Werten zusammenhängen. Da lohnt es sich auch wirklich da genauer hinzuschauen. Gilt übrigens auch für meine “großen Wünsche”, bei der Liste handelt es sich dann um Wünsche dir mehr als 100€ kosten und die da wirklich schon ne Weile stehen und noch aktuell sein müssen bevor ich für diese an mein Sparkonto dran gehe.
Rabatte geben falsche Versprechen
Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft ich mich dabei ertappe, wie ich in irgendwelche Rabattfallen tappe. “Woah, wie cool, 20% Rabatt, da kriegt man ja Geld geschenkt!” oder sowas ist uns bestimmt allen schon mal in den Kopf geschossen. Das ist aber auch ein kompletter Trugschluss. Nicht kaufen ist die günstigste und manchmal auch beste Alternative. Rabatte sind super, wenn man eine Sache wirklich haben möchte, z. B. für eine Sache von der eigenen Wunschliste!
Budgetieren
Ein wichtiger Meilenstein auf meiner Reise war das budgetieren. Ich habe angefangen mich mit Finanzpodcasts auseinander zu setzen (es klingt langweiliger, als es ist!) und irgendwann bin ich dann auf die Briefumschlagsmethode gestoßen. Dann bin ich monatelang in einem Hyperfokus Rabbithole gelandet und habe gefühlt alle Youtube Videos und Tiktoks zu dem Thema verschlungen und mich währendessen aktiv in das Thema reingearbeitet. Ich habe absichtlich erst mal mit Briefumschlägen gearbeitet (ja, das geht!) um zu schauen, ob dieser Umgang bei mir wirklich funktioniert bevor ich dazu übergangen bin mir Budgetbinder zu holen. Und passt bitte, bitte auf euch auf, viele Content Creator in diesem Bereich haben entweder selbst Onlineshops mit passendem Sortiment oder machen Werbung für Produkte, die man in diesem Bereich vermeintlich dringend braucht. Lasst euch da nix erzählen und fallt da bitte nicht sofort drauf rein, macht euch erst mal ein umfassendes Bild, ob ihr die ein oder andere Sache in diesem Bereich wirklich braucht.
Ich wollte das Thema hier an dieser Stelle aber nicht unerwähnt lassen, weil es mir wirklich über ein Jahr gute Dienste geleistet hat, den Umgang mit Geld durchs budgetieren zu lernen. Mittlerweile mache ich die Briefumschlagsmethode nicht mehr und bin auf eine Excel Datei gewechselt die ich mir selbst mit hunderten Formeln zusammengestellt habe um jederzeit (auch unterwegs) einen guten Einblick in meine Finanzen haben zu können. Ich habe mein Leben in verschiedene Kategorien aufgeteilt wie auch schon bei der Briefumschlagsmethode und stecke pro Monat Geld in jede einzelne Kategorie. Wenn dann Mitte des Monats in der “Spaß” Kategorie nichts mehr drin ist, dann kann ich halt erst nächsten Monat ins Kino. Klingt einfacher als es ist aber man lernt wirklich sich damit zu arrangieren und das Geld dadurch anders wert zu schätzen, nämlich als eine endliche Ressource.
Minimalismus
Auch ein großer Teil meiner Reise hat der Minimalismus ausgemacht. Ich bin ungefähr… 2017 oder 2018 auf das Thema aufmerksam geworden durch das Hörbuch “Magic Cleaning” von Marie Kondo. Ich war beim ersten anhören unfassbar skeptisch und musste da wirklich eine bewusste Reise durchleben. Die schwerste Aufgabe war es für mich, von einer 70qm WG Wohnung in einer 17qm Ein-Zimmer-Wohnung umzuziehen. Aber ich war zu dem Zeitpunkt wirklich froh, mich schon so ausführlich mit dem Thema auseinander gesetzt zu haben. Auch die Minimalismus Doku die ich unten verlinkt habe hat mir sehr dabei geholfen mir überhaupt klar darüber zu werden, dass ich ein Problem mit Kaufsucht habe. Ich habe viele Löcher in meinem Leben versucht damit zu stopfen und auch, wenn ich heute viel besser darüber Bescheid weiß, was ich im Leben brauche und möchte, bin ich von meiner Kaufsucht noch lange nicht “geheilt”. Aber es wurde einfacher, als ich mich mit dem Minimalismus beschäftigt habe. Dadurch bekommt man wirklich ein besseres Bild davon, was man im Leben braucht und was nicht. Lasst euch aber nichts einreden: ihr selbst entscheidet, ob ihr Minimalismus lebt oder nicht. Es geht nicht darum, nur 100 Gegenstände zu besitzen, das ist quatsch. Es geht darum, zu wissen, was man alles besitzt und diese Gegenstände wirklich zu lieben. Ich selbst würde mich btw nicht als Minimalistin bezeichnen. Trotzdem hat mir das Thema gut dabei geholfen meinen Weg zu gehen und mich selbst zu finden.
Empfehlungen
Shopaholic
Shopaholic ist ein wundervoller Film (soweit ich weiß auf Disney+ verfügbar) um mal von außen auf eine Person mit Kaufsucht draufschauen zu können. Bei mir war es nie so schlimm, dass ich Kreditkarten überzogen habe oder mich jemand von einer Behörde verfolgt hat aber trotzdem tut es gut den Film immer mal wieder anzusehen und zu wissen “DA möchte ich niemals landen”.
Magic Cleaning Buch bzw. Hörbuch
Ich habe damals das Hörbuch auf Spotify gehört von Marie Kondo und es hat mir wirklich sehr geholfen ein Verständnis für mich aufzubauen und mir eine wünschenswerte Zukunft mit weniger Konsum vorzustellen und mich in meinen Anfängen begleitet, wo ich bewusst einige meiner Kategorien im Leben verringern wollte wie z. B. meine Kleidung.
Minimalism: A Documentary About the Important Things
Ich hatte die Doku damals glaube ich bei Netflix geschaut? Ich finde leider auch nichts mehr, wo man sie heute streamen kann. Aber sie hat mir ebenfalls sehr geholfen mal in ein anderes Leben reinzuschnuppern und gezeigt, dass es durchaus viel Vorteile haben kann, zu wissen, was man überhaupt alles besitzt.
“Ich bin Kaufsüchtig” von Vollkornhonig
Die einzig wahre Kritzelpixel hat Anfang 2019 ein Video zu dem Thema rausgebracht, welches ich vor ein paar Tagen erst geschaut habe. Ich fand ihre Erklärungen und Beispiele richtig gut erzählt und erklärt, wieso weshalb warum das Gehirn so gerne Einkaufen möchte und wie es sein kann, dass man nicht die Kraft hat sich was zu Essen zu machen aber es trotzdem funktioniert in der Stadt was einkaufen zu gehen.
30 Tage nichts einkaufen! Das ist passiert! von Joseph DeChangeman
Das Video hat mich komplett unvorbereitet getroffen und mich letzendlich dann vor ein paar Tagen darauf gebracht, dass ich meine Kaufsucht noch nicht vollständig hinter mir gelassen habe. Da steckt so viel Interessantes und Wichtiges in diesem Video, dass ich das wirklich jeder Person nur wärmstens ans Herz legen kann, egal ob ihr etwas mit Kaufsucht zu tun habt oder nicht.
Quellen
- Beitragsbild: Die Grafik ist kostenlos auf Canva verfügbar “Neon Online Add To Cart” von Sparklestroke Global.
Abschließende Worte
Ich hoffe, dass ich der ein oder anderen betroffenen Person etwas Mut machen konnte. Auch, wenn Kaufsucht bei mir noch ein aktives Thema ist und wahrscheinlich auch noch lange sein wird bin ich froh und glücklich, dass ich jetzt an diesem Punkt hier bin. Ich bin der Kaufsucht nicht komplett ausgeliefert, habe Mittel und Wege gefunden mich zu unterstützen und kann mit Stolz behaupen, dass ich meine Finanzen im großen und ganzen im Griff habe. Mein offenes Darlehen konnte ich vor ein paar Tagen tilgen und bin endlich Schuldenfrei! Das ist einfach auch einer der Punkte, wieso ich gerade jetzt wieder mit dem Thema so stark in Berührung gekommen bin. Endlich Schudenfrei zu leben… es fühlt sich wirklich cool an. Ich bin froh, einiges darüber losgeworden zu sein und ja, vielleicht konnte ich jemandem damit helfen.