Huch, schon gefühlt eine Ewigkeit keinen Manga mehr in der Hand gehalten. Das gilt es zu ändern. Also erstmal Please Love Me verschlungen. Ich habe mich sehr über die Erscheinung in Deutschland gefreut, als ich gelesen habe, dass die Mangaka auch Lovely Complex veröffentlicht hat. Den Anime hatte ich vor Ewigkeiten (bestimmt schon zehn Jahre her) komplett verschlungen wie eine Droge. Ich hatte mich damals so in die Protagonisten Risa und Otani verliebt. Ich war in der Hoffnung, dass mich Please Love Me auf ähnliche Weise mitreißt.
Es wirkt, als würde Michiko eine falsche Lebensentscheidung nach der anderen treffen. Wie sonst hätte es passieren können, dass sie mit 30 Jahren ihren Job verliert, sich nicht mal mehr etwas zu essen kaufen kann und nebenbei noch ihren viel zu jungen Freund Junta aushält und ihm alles bezahlt. Sie scheint einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage gefunden zu haben, jedoch wird dieser von ihrem ehemaligen Abteilungsleiter verkörpert und den kann sie überhaupt nicht ausstehen. Da wartet auch schon die nächste schwere Entscheidung: Verhungern oder für ihren gehassten Ex-Abteilungsleiter in einem Restaurant arbeiten?
Ich hatte keinerlei Erwartungen an den Manga. Ich bin völlig offen herangegangen und wurde dennoch überrascht. Wir haben hier auf der einen Seite ein äußerst Erwachsenes Setting. Auf der anderen Seite ist es unfassbar, wie viel schlechte Entscheidungen ein Charakter doch treffen kann. Da fiebert man Michiko mit und sie fällt immer weiter in irgendwelche Löcher, die sie in der Regel auch noch selbst zu verschulden hat.
Ich gehöre zwar nicht dazu, aber ich kann dank Michiko endlich verstehen, was Menschen an Reality TV-Shows oder Doku-Soaps oder dergleichen finden. Es wird immer schlimmer aber du kannst auch einfach nicht weggucken. So ging es mir zumindest. Wer viele Mangas liest weiß einfach, dass meistens eher Mittelschüler im Vordergrund stehen. Hier haben wir endlich mal eine Story, wo es um eine Erwachsene Frau geht. Das finde ich eine echt schöne Abwechslung.
Und umso länger man Michiko zuschaut, umso besser kommt einem das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen vor. Sie weiß ja auf der einen Seite auch selbst, dass sie da kein gutes Händchen hat, aber einen richtigen Ausweg findet sie trotzdem nicht.
Da kommt mehr oder weniger der Ritter in strahlender Rüstung: Der Abteilungsleiter aus ihrer alten Firma. Einverstanden ist sie damit nicht so richtig, aber er ist gerade ihre eigene Chance auf eine Besserung und er strengt sich wirklich enorm an. Dass sie diese Bemühungen ab und zu halt wieder zunichte macht ist sogar ganz witzig. Generell ist die Dynamik der beiden wirklich zum Lachen aber auch positive Art und Weise. Dafür ist manch anderes eben zum Weinen. Somit ergibt sich in meinen Augen eine schöne Drama Story mit auf und abs.
Die Zielgruppe des Mangas ist Josei, das bedeutet es wird an Erwachsene Frauen gerichtet. Das trifft der Manga durch seine etwas verschrobene Protagonistin auch sehr gut. Es ist wirklich schön, wenn man mittlerweile schon Ende 20 ist, einer 30-jährigen bei ihrem Chaos zuzusehen. Ich bin jetzt nicht super überzeugt von dem Manga und hatte auch nicht den Spaß meines Lebens, aber es ist ein solider Anfang.
Der Manga ist in Japan mit 10 Bänden abgeschlossen. Bis die alle bei uns erschienen sind dauert es noch eine Weile, aber ich habe definitiv nichts dagegen Michikos Weg in Please Love Me weiter zu verfolgen und bin schon gespannt, in welches Chaos sie sich als nächstes kopflos hineinstürzt.
Es wird aber dennoch denke ich kein Manga werden, wo ich dem nächsten Band entgegenfiebre und ihn mir sofort hole, wenn der neue Band erscheint. Von daher bewerte ich den Manga vorerst als “One Night Stand”, weil mir wahrscheinlich einmal Lesen reichen wird, für eine Wiederholung aber wohl zu langweilig wäre. Der Zeichenstil ist in meinen Augen völlig in Ordnung, auch wenn er mich nicht von den Socken reißt. Insgesamt einfach ein solides Werk.