Anfang August bin ich zum ersten Mal mit Gut gegen Nordwind in Kontakt getreten. Damals lief der Trailer im Kino und ich habe kurz danach das Hörbuch dazu entdeckt und regelrecht verschlungen. Meine Meinung dazu habe ich bereits in meiner Hörbuch Review – Gut gegen Nordwind kundgetan. Nun steht natürlich noch die Frage im Raum, ob der Film mit dem Buch mithalten kann und dieser Antwort stelle ich mich gerne.
Emma Rothner möchte ein Abonnement bei der Zeitschrift “Like” abbestellen. Durch einen Schreibfehler landet jedoch ihre E-Mail in dem Postfach von Leo Leike. Dieser antwortet er zunächst aus Höflichkeit, schnell wird aus diesem Beginn jedoch ein reger Austausch über die Postfächer der beiden Protagonisten. Sie wecken gegenseitig das Interesse des anderen und lernen sich immer besser kennen. Und dann beginnen die Schwierigkeiten.
Bei deutschen Filmen bin ich immer etwas skeptisch, muss ich zugeben. Diese Skepsis ist hier jedoch schnell verflogen. Es gab zwar einige Punkte die mir tatsächlich nicht so gut gefallen haben und andere Punkte, wo der Film einfach abstinkt im Gegensatz zum Buch, aber bei welcher Adaption ist das schon nicht der Fall. Bei mir fing es schon damit an, dass ich die beiden Schauspieler von Anfang an nicht überzeugend für ihre Rollen fand. Das ist aber absolute Geschmackssache und die beiden konnten wenigstens mit ihrer Schauspielerischen Kunst überzeugen.
Soweit ich das sagen kann, wurden hier einige Szenen eingebaut, die es im Buch nie gab. Und natürlich einiges aus dem Buch weggelassen. Ist bei einer Adaption kein Wunder, das weiß ich. Aber für mein Verständnis wurden sehr essenzielle Szenen weggelassen und die haben mir einfach sehr gefehlt.
Für mich war das schöne am Hörbuch, dass wir als Zuhörer nur das mitbekommen haben, was in den E-Mails kommuniziert wurde – mehr nicht. Genau dies wurde mir im Film jedoch genommen, womit ich aber ehrlich gesagt schon gerechnet hatte. Klar, keiner schaut sich einen Film an wo zwei Protagonisten die ganze Zeit vor dem Laptop hocken. Die Lösung dieses Problems war es, dass beide viel mit ihrem Handy kommunizieren und das machte durchaus auch Sinn. Die ersten Verwunderungen kamen dann jedoch, als Leo anfing in sein Handy rein zusprechen und es für den Zuschauer nicht ersichtlich war, ob er nun eine Sprachnachricht schickt oder seine Worte vom Smartphone abtippen ließ. Das wurde in meinen Augen erst recht spät deutlich, als Emmi laute ins Smartphone sprach, die das System natürlich nicht kannte. Wer schon mal versucht hat etwas nicht alltägliches auf eine Alexa Einkaufsliste zu sprechen, weiß, wovon ich rede.
Das waren aber einfach Dinge, wo in meinen Augen der Zauber verloren ging. Dazu kam dann beispielsweise auch, dass ein Date von Leo genau so aussah wie seine Schwester und es wurde gar nicht richtig klar, wer diese Person eigentlich ist. Natürlich sind das Kleinigkeiten, die einen nicht stören müssen, aber ich habe mich nun mal daran gestört und hätte mir hier mehr Authentizität mit dem Werk gewünscht.
Dies alles mal beiseite gelassen war es ein sehr schöner Film. Eine sehr schöne Liebesgeschichte, einfach zum abschalten. Hier muss ich aber doch ganz ehrlich sagen, dass, wenn man die Wahl hat, man erst den Film anschauen und danach das Buch oder Hörbuch konsumieren sollte. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass der Film optisch sehr schön war, mit den Hintergründen wurde sich viel Mühe gegeben. Auch auf Details wurde geachtet.
Alles in allem ist Gut gegen Nordwind ein schöner Film zum berieseln lassen, aber da hört es dann eben schon auf. Ein zweites Mal muss ich ihn mir nicht anschauen, während ich das Hörbuch gerne immer und immer wieder hören möchte. Da ist dann doch ein signifikanter Unterschied und da merkt man eben auch den Unterschied zwischen einer lockeren Umsetzung und einem wirklich genialen Ausgangswerk, wo sich der Autor wirklich viel Liebe reingesteckt hat.